20 Jahre Förderverein der Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde e.V.

Vor gut 20 Jahren schrieb das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) eine Machbarkeitsstudie für eine Firmen-unabhängige Verkehrs-Versuchsanlage aus. Eine Gruppe von Vertretern aus der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Daimler-Chrysler Ludwigsfelde GmbH und vom Amt Baruth/Mark kam überein, dass die Machbarkeitsstudie am besten durch einen Förderverein verfolgt werden kann - die Gründung vom Förderverein der Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde e.V. ward beschlossen. Als Ort der Geschäftsstelle wurde das Mehrzweckgebäude am Fuß der Steigungsbahnen in Horstwalde gewählt. Der runde Jahrestag ist für die Redaktion der FKVV-Website Anlass, einen etwas ausführlicheren Beitrag unter der Rubrik "Über uns" zu veröffentlichen.

Nach einer weltweiten Evaluierung von 57 Testgeländen reifte die Idee, dass als Alleinstellungsmerkmale für die neue Verkehrs-Versuchsanlage eine von Automobilfirmen unabhängige privatwirtschaftliche Trägerschaft und die Verwendbarkeit zur Erforschung/Erprobung von Kraftfahrzeug-, Fahrbahn- und Verkehrsleittechnik notwendig seien. Dementsprechend wurde eine komplex gestaltete "Fahrbahn-, Kraftfahrzeug- und Verkehrs-Versuchsanlage" (FKVV) unter Einbezug der militär-technischen Versuchsanlagen aus dem Jahre 1938 entworfen. Zur Unterstützung der beiden Raumordnungsverfahren (1996-1998) wurde auch der Landkreis Teltow-Fläming Mitglied des Fördervereins. Die übrige Mitgliedschaft verteilt sich bis heute auf gut 30 Einzelmitglieder, einige Firmen und der Satdt Baruth/Mark.

Layout-Entwurf für die "Fahrbahn-, Kraftfahrzeug- und Verkehrs-Versuchsanlage" (FKVV) Abb. 1: Layout-Entwurf für die "Fahrbahn-, Kraftfahrzeug- und Verkehrs-Versuchsanlage" (FKVV) in Horstwalde aus dem Jahr 1995. Die wichtigsten Landmarken und FKVV-Module sind: 1 Dorf Horstwalde; 2 BAM-Sprengplatz; 3 BAM-Betriebshof; 4 Hochspannungstrasse; 5 Hochgeschwindigkeitsring; 6 Messstrecke; 7 Fahrdynamische Fläche; 8 Crash- und Gefahrgutprüffläche; 9 Handling- und Straßenkurs; 10 Fahrbahnbelagsprüfanlagen (3x); 11 Schlechtwegstrecke; 12 Steigungsbahnen; 13 Off-Road-Strecken; 14 Stadtverkehrsanlage; 15 Verwindungsbahn; 16 FKVV-Betriebshof Foto: Urban, Nachbearbeitung BAM-Z.8

Ab dem Frühjahr 1996 wurde Dipl.-Ing (FH) Peter Scholz Leiter der Geschäftsstelle vom Förderverein und Koordinator des Gesamtprojekts. Die Bauinvestition für die FKVV sollte etwa 159 Millionen DM umfassen. Im Jahr 2000 wurde der erste Nutzungsvertrag mit der BAM unterzeichnet. Das war ein konsequenter und zukunftsweisender Schritt aus einem bisher planerisch wie auch auf Arbeitsebene vor Ort erfolgreichem Miteinander. So wurden die Unterlagen für das zweite Raumordnungsverfahren (ROV) des damals noch "Freiversuchsgelände" genannten Geländes und für die FKVV gemeinsam eingereicht. Auch verbinden die BAM und den Förderverein von Anfang an Schnittmengen: Unterstützung in der Entwicklung von technisch sicheren Produkten und Anlagen für den Industriestandort Deutschland, gemeinsame Erhaltung eines für vertrauliche Forschungstätigkeit geeigneten Großgeländes und Entlastung des Bundes aus den Verpflichtungen des Eigentümers zum Erhalt bzw. zur denkmalgerechten Sanierung der historischen Prüfmodule. Diese Synergie ist auch heute nützlich, denn zu keiner Zeit war die BAM für die Prüfung und Zulassung von Kfz-Technik als solche zuständig, eine finanzielle Unterstützung der zur Kfz-Erprobung vorhandenen Prüfmodule aus dem Haushalt der BAM niemals möglich.

Unter Federführung der Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Teltow-Fläming mbH (SWFG) kam es im Jahr 2000 zu einer ersten Konzeptanpassung. Zusätzlich zu den Projektteilen der FKVV sollten Hallen, Fahrzeugboxen, Werkstätten und Servicegebäude mit einem Investitionsvolumen von etwa 40 Millionen DM integriert werden. Das nun "Kraftfahrzeug-Technologiezentrum Horstwalde" (KTZ) genannte Projekt sollte räumlich nach Westen über die Verbindungsstraße Kummersdorf-Gut - Horstwalde (L707) hinweg bis auf die "Försterwiesen" von Kummersdorf-Gut ausgedehnt werden, um auch höherwertige Forstabteilungen und die Dünenlandschaft auf der Horstwalder Seite besser zu schützen. Die Wirtschaftlichkeit und die Tragfähigkeit des Gesamtkonzeptes des KTZ wurden in zwei Studien der Düsseldorfer Unternehmensberatung Deloitte Consulting herausgearbeitet. Der Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg stellte nach einem Arbeitsbesuch Ende August 2000 in Horstwalde die prinzipielle Förderfähigkeit des künftigen KTZ fest. Da in der Folgezeit keine Investoren aus der Privatwirtschaft für das KTZ zu finden waren, kam es 2002 zur zweiten Konzeptanpassung. Die SWFG und die Mitgliederversammlung beschlossen die Vermarktung der vorhandenen Off-Road-Module in Verbindung mit einer neu zu schaffenden Fahrdynamikfläche, welche auch für Fahrertrainings, Traktionsuntersuchungen sowie für Tests und Zertifizierungen von Schutzsystemen genutzt werden sollte. Da die damals im EU-Gesetzgebungsverfahren befindliche Richtlinie 2003/59/EG über die Grundqualifikation und Weiterbildung der Berufskraftfahrer bestimmter Fahrzeuge für den Güter- oder Personenkraftverkehr in ihrer nationalen Umsetzung nicht zwingend zertifizierte Prüfflächen und Anbieter vorsah, fand die Idee der Fahrdynamikfläche auf den Försterwiesen von Kummersdorf-Gut bei der Wirtschaft abermals keine Unterstützung. Seit dem konzentriert sich der Förderverein auf seine Kernkompetenz und vermarktet die vorhandenen Off-Road-Module zur Fahrzeug- und Komponentenerprobung, zu Fahrzeugpräsentationen und zur Ausbildung zur sicheren Nutzung von Fahrzeugen im schweren Gelände.

Im Jahr 2002 ging der langjährige Vorsitz des Fördervereins vom Landrat Teltow-Fläming Peer Giesecke auf seinen Stellvertreter Herrn Dipl.-Ing. Holger Lademann über. Seit 2007 sind große Teile der historischen Prüfmodule beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (BDLAM) als militär-technisches Denkmal gelistet. Spätestens dann wurde die Synergie von BAM und FKVV auf dem inzwischen zum BAM Testgelände Technische Sicherheit (BAM TTS) ausgebauten Standort besonders wichtig. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit BAM-FKVV fand 2007 mit der gemeinsamen Ausgestaltung des "BAM-Info-Tages" und 2009 mit dem "Tag der offenen Tür" der BAM ihre vorläufigen Höhepunkte. Bis dahin hatte der Förderverein gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft 1997, 1998 und 1999 unter den Titel "Off-Road Horstwalde" eigene Tage der offenen Tür zur Information über das Projekt und das Gelände veranstaltet.

Im Jahr 2008 wechselte auch die Leitung der Geschäftsstelle vom Förderverein. Der bisherige Leiter Dipl.-Ing. (FH) Peter Scholz übergab den Staffelstab am 28. März 2008 an Dipl.-Ing. (FH) Alexander Bier. Nach mehr als 12 Jahren, mit mehr als 100 zum Teil sehr großen Veranstaltungen hatte Herr Scholz maßgeblich Anteil am Erfolg der FKVV in ihrer jetzigen Ausprägung und an der Bekanntheit der Anlage und ging in den wohlverdienten Ruhestand.

Im Januar 2012 ging das BAM Testgelände Technische Sicherheit (BAM TTS) aus dem Ressortvermögen des BMWi in das des BMF über. Die Verwaltung liegt nun bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die BAM wurde Mieter und der Förderverein Untermieter bei der BAM. Das Jahr 2012 setzte mit "75 Jahre Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde" einen weiteren wichtigen Termin, denn der Ursprung der Anlage geht auf das Jahr 1938 zurück. Aus diesem Anlass lud der Förderverein im September 2012 wieder zu einem eigenen Tag der offenen Tür, genannt "Allradfest" ein. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde durch den Förderverein auch eine Dokumentation "Das Erprobungsgelände Horstwalde 1950-1990" veröffentlicht.

Während bis etwa zur Jahrtausendwende die Winterzeit auf der Verkehrs-Versuchsanlage auch Ruhezeit bedeutete, ist seit dem die Nachfrage auch in den Wintermonaten nicht mehr abgerissen. Das laufende Kalenderjahr 2015 wurde in der letzten Märzdekade gleich mit einer Großveranstaltung eingeleitet. Mercedes-Benz Special Trucks lud weltweit Vertriebspartner, Aufbauhersteller und Fachjournalisten zur Präsentation der neuen Generation hochgeländegängiger Unimog U 4023 und U 5023 nach Horstwalde ein.
Der Vorstand und die Mitglieder des Fördervereins der Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde e.V. können mit Stolz auf 20 Jahre erfolgreiche und unfallfreie Tätigkeit zurückschauen.

Ehrenurkunde der Stadt Ludwigsfelde Abb. 2: Ehrenurkunde der Stadt Ludwigsfelde aus Anlass des 20 jährigen Bestehens des Fördervereins der Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde e.V., überreicht am 30.05.2015. Die Stadt Ludwigsfelde und der Förderverein sind Partner in der Organisation der alle zwei Jahre stattfindenden W50/L60-Nutzfahrzeugtreffen, denn die Werkserprobung für den 4x4-W50 begann 1969 in Horstwalde.
(zur Vollformat-Anzeige auf Grafik klicken)

Glückwunsch des Vorstandes vom Förderverein "Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde e.V. Abb. 3: Glückwunsch des Vorstandes vom Förderverein "Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde e.V." (FIL), überreicht am 30.05.2015. Der Förderverein FIL beging 2015 sein 10 jähriges Bestehen und bewahrt zusammen mit dem Museum der Stadt Ludwigsfelde das Erbe der Industriegeschichte, insbesondere die des IFA Fahrzeugbaus der Marken W50 und L60.
(zur Vollformat-Anzeige auf Grafik klicken)

 

MAZ, Zossener Rundschau am 16.06.2015 Seite 8 Abb. 4: Presseecho - Märkische Allgemeine Zeitung, Zossener Rundschau am 16.06.2015 Seite 8

Eine ausführlichere Langversion (4 Seiten, ohne Bilder) zur Geschichte "20 Jahre Förderverein der Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde e.V." ist ebenfalls verfügbar

KU