Am 5. September 2007 informierte die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Freiversuchsgelände in Horstwalde. Etwa 1000 von ihnen kamen an den Nordrand des Baruther Urstromtals. Anlass für diese Großveranstaltung war der Abschluss vom nunmehr zweiten Bauabschnitt zum Ausbau des in Europa einmaligen Versuchsgeländes. Mit einer Investition von über 20 Millionen Euro entstand in den letzten Jahren ein Großzentrum für den Test von/an Gefahrstoffen, Gefahrgütern, Verpackungen und technischen Anlagen bzw. Ausrüstungsteilen. Während in Berlin oft nur Versuche im Labormaßstab und an Modellen erfolgen können, gibt es in Horstwalde unter Einhaltung aller notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten, der Anwohner und der Umwelt, die Möglichkeit, Versuche mit Großmengen bzw. an Objekten in Originalgröße durchzuführen, denn nicht immer kann vom Laborversuch auf das tatsächliche Verhalten von Gefahrstoffen, Gefahrgütern, Verpackungen und komplexen technischen Systemen unter realen Einsatzmengen, -größen bzw. Verwendungsbedingungen geschlossen werden. So können in Horstwalde z. B. Explosivstoffe bis zu 150 kg TNT-Äquivalent umgesetzt, CASTOR-Behälter bis zu 200 Tonnen Leergewicht extremen Fallversuchen unterzogen und selbst ganze Eisenbahnkesselwagen mit z. B. 5 Tonnen Flüssiggas an Bord in einem Poolfeuer bis zum Totalversagen getestet werden. All diese Möglichkeiten galt es intern zu kommunizieren, denn durch die räumliche Entfernung von über 50 km Luftlinie nach Berlin waren diese zum Teil einmaligen Einrichtungen nicht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BAM bis dahin vertraut.
Der Förderverein der Verkehrsversuchsanlage Horstwalde e.V., Pächter von einem sehr großen Teil des südlichen Schutz- und Sicherungsbereichs mit der historischen Kraftfahrversuchsstrecke, hat gemeinsam mit der Redaktion der Motorzeitschrift "4Wheel Fun" (Motor Presse Stuttgart) und Mitarbeitern vom Bundesforst (Hauptstelle Neubrück) ein interessantes Programm zusammengestellt.
Die Redaktion von "4Wheel Fun" fuhr mit fünf erfahrenen Testprofis am Steuer sogenannte "4x4-Erlebnistouren" über 6 km Offroad-Strecke. Dabei konnten über 100 Gäste diverse Steigungsbahnen und Sandhänge, den Festen Geröllhang, die Baumstammüberfahrt und -brücke, die Wasserdurchfahrt und die kleine Verwindungsbahn in knapp 30 Minuten an Bord moderner Geländewagen erleben. Teile einer "4x4-Erlebnistour" sind als Video (WMV-Datei 205 MB; Spielzeit etwa 18:30 Minuten; Empfehlung: erst mit rechter Maustaste lokal speichern, dann abspielen) herunterladbar.
Die Hauptstelle Neubrück vom Bundesforst bot für ebenfalls etwa 100 Gäste zwei Revierführungen an. In zwei Stunden forstfachlicher Führung erfuhren die Gäste aus Berlin etwas zur regionalen Geschichte, zum Natur- und Landschaftsschutz, zur traditionellen und modernen Bewirtschaftung von Forstflächen und zur nachhaltigen Holzgewinnung.
Die ungezeichneten Fotos stammen vom zentralen Fotodienst der BAM, die namentlich gezeichneten Fotos von Mitarbeitern der BAM. Hinter den Vorschaubildern verbergen sich anklickbar Großformate, die zur besseren Ansicht heruntergeladen werden können. Für eine über diese Web-Site hinausgehende Veröffentlichung bzw. gewerbliche Nutzung bedarf es einer Freigabe durch die Bildautoren, gerne leitet der Förderverein der Verkehrsversuchsanlage Horstwalde e.V. die Anfragen dazu weiter.
Aufhänger
für diesen Info-Tag der BAM in Horstwalde war die innerbetriebliche
Information und Kommunikation. Eine Bikergruppe (oben links) fand die
Stellfläche vor der Geschäftsstelle vom Förderverein, am
Fuß der Steigungsbahnen angemessen. Auf dem mittleren Bild: Hausherr
und Präsident der BAM Prof. Dr. Manfred Hennecke interviewt durch
die Pressesprecherin der BAM Dr. Ulrike Rockland, links an der Kamera
Jeannette Fischer. Oben rechts wird einer guten Tradition nachgegangen:
Präsident Hennecke, Forstdirektor Schneider und Revierförster
Mauve (beide Bundesforst, Hauptstelle Neubrück) beim Pflanzen einer
Schwarzpappel, Baum des Jahres 2006. An anderer Stelle folgte noch die
Pflanzung einer Kiefer, Baum des Jahres 2007.
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Die Arbeitsgruppe "Pyrotechnik" führte auf dem Sprengplatz typische Prüfungen vor, die bei Bauartzulassungen von pyrotechnischen Gegenständen und Klassifizierungen von (zivilen) Treibladungspulvern nahezu täglich anfallen. Links: Ein Airbag-Modul für ein Lenkrad wird hinter einer Schutzscheibe elektrisch ausgelöst. Mitte: Ein Mitarbeiter brennt eine Seenot-Handfackel ab. Hinweis für die Freizeitkapitäne: Halten Sie zum Zünden und Abbrennen alle Fackeln Richtung Lee, damit Funkenflug und Rauch abziehen können, ohne das Boot und seine Besatzung zu beeinträchtigen. Perfektes spätsommerliches Wetter freute auf der einen Seite die Teilnehmer und Aktiven, nahm aber den optischen Effekten am Himmel die Wirkung. Lediglich die bis zu 350 m hoch aufsteigenden Seenotsignale (hier eine Leuchtrakete rot) waren durch ihre besondere Helligkeit und die Fallschirmaufhängung lange und deutlich zu sehen (rechts). | ||
Die Besucherplattform vom Beobachtungsbunker auf dem Sprengplatz war den ganzen Tag gut besucht (links, Foto: K. Osterloh). Mitte: Herr Kurth, Arbeitsgruppenleiter "Pyrotechnik", erläutert typische Prüfobjekte: Auf dem Tisch links eine Feuerwerkbombe mit 16 Zoll Durchmesser (Klasse IV "Profifeuerwerk"), daneben ein geplatztes 2-Zoll-Stahlrohr von einem Einstufungstest nach UN-Norm, nach rechts anschließend zwei Seenotsignalmittel. Diese bekommen wegen der pyrotechnischen Sätze in der BAM nicht nur eine Zulassung nach dem Sprengstoffgesetz, sondern auch Zulassungen nach den Regelwerken der See-Berufsgenossenschaft, der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) sowie der US Coast Guard. Oben rechts (Foto: K. Osterloh) ist der 36-m-Fallturm, ausgerüstet mit einer 200-Tonnen-Hub- und Abwurfwinde, abgebildet. Darunter befindet sich die Fallversuchshalle mit einem Aufprallfundament von 2600 Tonnen Gesamtgewicht. Die Großprüfanlage dient u.a. speziellen Fallversuchen für Transport- und Lagerbehälter für abgebrannte Kernbrennstäbe, z. B. auch für Behälter vom Typ CASTOR. Derzeit kann weltweit nur die BAM Fallversuche bis zu einem Gewicht von 200 Tonnen entsprechend dem Regelwerk der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) anbieten. Nach Fertigstellung der neuen Brandprüfstände kann in Horstwalde neben der mechanischen auch die thermische Integrität dieser besonderen Gefahrgutverpackung überprüft werden. In Horstwalde werden grundsätzlich nur neue und damit nicht radioaktiv kontaminierte Behälter getestet. | ||
Das Foto links zeigt einen leeren Transport- und Lagerbehälter vom Typ TN 900 für abgebrannte Kernbrennstäbe. Der metallisch glänzende Deckel ist der erste von zwei Deckeln. Seitlich zu sehen ist einer von vier Tragzapfen. Die etwas "schuppig" ausschauende Mantelfläche trägt Kühlkörper, damit die später im Inneren erzeugte Wärme aus der Restaktivität der Brennstäbe leichter an die Luft abgegeben werden kann. Mitte: Ein Stahlbeton-Brückenteil trägt einen aufgesetzten Alu-Profilrahmen, der durch (hier rote) Saugfüße gehalten wird. Im Bild verdeckt, von einem Notebook angesteuert, klopft eine im Durchmesser nur 3 mm kleine Stahlhalbkugel in festen Abständen über den Beton und das Echo gibt Informationen zur Bauteildicke und zur Lage von Fehlstellen oder Hüllrohren im Inneren. Das Impact-Echo-Verfahren dient u.a dem automatisierten "Gesundheitscheck" von Brücken und Tunnelinnenschalen. Rechts (Foto: Chr. Kowalec): Forstdirektor Schneider bei einführenden Bemerkungen zur Arbeit vom Bundesforst während der ersten von zwei Revierführungen. Das 12 km2 große Freiversuchsgelände der BAM gehört zum Ressortvermögen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), jedoch der gesamte Waldbestand wird durch den Bundesforst bewirtschaftet. Der Bundesforst ist wiederum eine Sparte der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), welche der Rechts- und Fachaufsicht vom Bundesministerium für Finanzen (BMF) untersteht. | ||
Links
das Rundzelt der Redaktion der Motorzeitschrift "4Wheel Fun" aus
Berlin. Die Redaktion ist Mitglied im Förderverein der Verkehrsversuchsanlage
Horstwalde e.V. und hat in guter Nachbarschaft für die BAM an diesem
Tag unentgeltlich 5 Testfahrer, 4 Offroad-Pkw (Mercedes G und ML, Kia Sorento
und Land Rover Defender) und ihr großes Rundzelt zur Verfügung
gestellt. Am Rundzelt war ein Wartebereich für die 4x4-Erlebnistouren eingerichtet. Über 100 Gäste
konnten einen Eindruck von der historischen, aber inzwischen auch von der
Dekra zertifizierten Offroad-Teststrecke bekommen. Hier wird auf weitere
Bilder aus der Anlage verzichtet, denn schließlich gibt es diese an
anderer Stelle auf dieser Web-Site genug.
Das Foto in der Mitte zeigt eine Besonderheit: Die Baumstammüberfahrt
gehört nicht zu den historischen Offroad-Modulen und ist nicht Bestandteil
der Zertifizierung, hat jedoch bei Sondernutzungen einen besonderen Reiz,
weil hier die Beifahrer gewöhnlich aussteigen und mit der Einweisung
für den Fahrer plötzlich aus einer Phase der Passivität heraus
Verantwortung für ein Fahrzeug nebst Insassen übernehmen müssen.
Rechts der neue Farbanstrich mit retroreflektierender Farbe an der Verwindungsbahn,
der praktisch unmittelbar vorm Event vom Förderverein mit Unterstützung
durch den Landkreis Teltow-Fläming aufgetragen und gerade noch trocken
geworden ist. Dieser Bericht soll nicht ohne einen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BAM schließen, denn es gibt für einen Veranstalter keine größere Freude als bereits im Vorfeld "ausverkaufte" Revierführungen und 4x4-Erlebnistouren. Aus Sicht des Fördervereins der Verkehsversuchsanlage Horstwalde e.V. und der Partner Bundesforst Hauptstelle Neubrück sowie der Redaktion "4Wheel Fun" schauen wir auf einen gelungenen kleinen "Tag der offenen Tür" zurück. KU (2007-10-15, geändert 2008-07-26) |